Die Blütezeit: Wie wird wohl das neue Erntejahr 2022/23?

Die Blütezeit: Wie wird wohl das neue Erntejahr 2022/23?

Nach der Blüte bilden sich die kleinen Fruchtansätze an den Olivenzweigen. Jetzt bekommen die Olivenbauern eine erste Ahnung, wie das neue Erntejahr wohl wird. Fest steht: Der Klimawandel bereitet Probleme. Ein Bericht aus dem Olivenhain:

Seit Wochen regnet es nicht in Italien. Am 4. Juli hat die Regierung wegen anhaltender Trockenheit in fünf Regionen Norditaliens rund um den Gardasee und den Fluss Po den Wassernotstand ausgerufen. Die Temperaturen liegen bereits seit dem Frühsommer dauerhaft über 30 Grad Celsius, ja sogar bis zu 40 Grad Celsius auf Sizilien. Der Klimawandel lässt grüßen. Der bereits im Winter ausgebliebene Regen macht der gesamten Landwirtschaft und somit auch den Olivenbauern zu schaffen.

„Wir mussten bereits Ende April, Anfang Mai zur Blütezeit mit der Bewässerung unserer Olivenhaine beginnen“, schreibt Antonella Titone aus dem heißen Nordwesten Siziliens. „Gerade experimentieren wir mit neuen natürlichen Mitteln wie einem Holzdestillat, mit pflanzlichem Kalk und auch mit Basaltpulver, alles biologische Mittel, die für die Pflanzen belebende Wirkung haben, um dem Wasserstress entgegenzuwirken.“ Aktuell geht sie von einer normalen Erntemenge dieses Jahr aus. Für die gesamte Insel gilt jedoch eine eher zurückhaltende Erwartung an die Erntemengen. Viele Olivenbauern können aus technischen Gründen oder aus Kostengründen ihre Haine nicht bewässern. Und das bedeutet den Verlust vieler Früchte im Laufe des Sommers. Der Baum wirft sie vermehrt ab, um mit dem Wenigen an Wasser auszukommen.

Einer der größten Olivenölproduzenten der Insel, die Familie Cutrera aus Chiaramonte Gulfi, erwartet eine durchwachsene Erntemenge. „Dafür aber eine hohe Qualität der Früchte“, berichtet Giuseppe Ardagna. Das ist wohl der einzige Vorteil der steigenden Temperaturen: Die Hitze macht auch dem größten Feind des Olivenbauern zu schaffen, der Olivenfliege, und dezimiert sie stark.

 Auch Pietro Intini aus der süditalienischen Region Apulien, die fast die Hälfte der gesamten nationalen Olivenölmenge produziert, ist besorgt über die früh im Jahr auftretenden hohen Temperaturen und den kompletten Ausfall von Regenfällen: „Unsere Erwartungen an die Erntemengen sind mittelmäßig bis niedrig. Aber wie in allen anderen Jahren auch, machen wir das Beste daraus und konzentrieren uns darauf, gesunde Früchte zu ernten, aus denen wir dann Top-Qualität gewinnen können.“

Aus Mittelitalien kommen ähnliche Töne von Nico Sartori der Fattoria Altomena, 40 km östlich von Florenz: „Die Blütezeit verlief hervorragend, aber die hohen Temperaturen und die extreme Trockenheit sind besorgniserregend und dämpfen stark meine Erwartungen. Der Klimawandel ist ein großes Problem.“

Auch Paolo und Simone di Gaetano von Fonte di Foiano versuchen neue Wege zu gehen, um den Bäumen dabei zu helfen, die Auswirkungen des Klimawandels besser zu verkraften. "Seit Februar probieren wir neue Mittel wie z. B. ein Holzdestillat aus, um der Pflanze zu helfen, mit dem Wassermangel besser zurecht zu kommen. Es ist eine kontinuierliche Herausforderung, der wir uns so gut wir können stellen." berichtet Paolo von ihrem Landgut südlich von Livorno. Er rechnet dieses Jahr mit keinen großen Mengen, aber gesunden Früchten, die die Basis eines jeden Qualitätsöls sind. 

Nach einem mengenmäßig sehr schlechtem Jahr 2021 hofft Furio Battelini von der Erzeugergenossenschaft Agraria Riva del Garda vom nördlichen Gardasee auf eine bessere Ernte in 2022: „Die klimatischen Bedingungen während der Blüte waren optimal, der Fruchtansatz reichlich.“ Die Bäume haben bereits aufgrund der Trockenheit und der heißen Temperaturen einiges an Fruchtansatz fallen gelassen, „aber das ist momentan noch kein Problem und hilft vielleicht der Pflanze sogar, auch Kraft fürs nächste Jahr zu haben, um wieder einen guten Fruchtansatz zu bilden.“ Der Schädlingsbefall ist sehr gering bis nicht vorhanden aufgrund der heißen Temperaturen. „Wir drücken uns selbst die Daumen, dass alles in den nächsten Monaten bis zur Ernte weiter gut geht.“

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